Wenn kleine Fehler zu einer großen Datenpanne werden

Wenn kleine Fehler zu einer großen Datenpanne werden

Datenpannen sind ein allgegenwärtiges Risiko, das in unserer zunehmend digitalisierten Welt immer relevanter wird. Es geht längst nicht mehr nur um spektakuläre Hackerangriffe auf Großkonzerne. Auch kleine, scheinbar harmlose Fehler können schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen, bis hin zu empfindlichen Schmerzensgeldforderungen.

Aktuelle Rechtsprechung: Schmerzensgeld auch bei Bagatellfällen

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat in jüngster Zeit mehrfach klargestellt, dass Betroffene auch bei geringfügigen Datenschutzverletzungen einen Anspruch auf Schadenersatz haben. Bereits der vorübergehende Verlust der Kontrolle über die eigenen Daten kann ausreichen, um ein Schmerzensgeld zu rechtfertigen.

Diese Rechtsprechung hat weitreichende Konsequenzen für Unternehmen jeder Größe. Selbst kleine Datenpannen, die auf den ersten Blick unbedeutend erscheinen, können bei einer Vielzahl von Betroffenen zu erheblichen finanziellen Belastungen führen.

Die Ursachen sind oft menschliches Versagen statt Cyberangriffe

Überraschenderweise sind die häufigsten Ursachen für Datenpannen nicht in ausgeklügelten Cyberangriffen oder komplexen IT-Problemen zu suchen. Vielmehr sind es oft alltägliche Fehler, Unachtsamkeiten und menschliches Versagen, die zur unberechtigten Offenlegung von personenbezogenen Daten führen.

Typische Szenarien für Datenpannen:

  • Der falsche Adressaufkleber: Ein Klassiker, der immer wieder vorkommt. Vertrauliche Dokumente landen im falschen Briefkasten, weil ein Adressaufkleber verwechselt wurde.
  • Die falsche E-Mail-Adresse: Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit, und sensible Daten werden an den falschen Empfänger verschickt.
  • Das vergessene Faxgerät: Obwohl oft belächelt, ist das Faxgerät in vielen Branchen immer noch im Einsatz. Ein falscher Knopfdruck, und vertrauliche Informationen werden an Unbefugte übermittelt.
  • Der unachtsame Umgang mit Papier: Ausdrucke mit personenbezogenen Daten bleiben auf dem Schreibtisch liegen oder werden unachtsam in den Müll geworfen.
  • Der USB-Stick: Ein verlorener oder gestohlener USB-Stick kann eine wahre Datenflut auslösen, wenn er unverschlüsselte, sensible Daten enthält.

Der Risikofaktor Papier

Die Vision vom papierlosen Büro mag verlockend sein, doch die Realität sieht oft anders aus. In vielen Unternehmen werden nach wie vor Papierdokumente verarbeitet, was zahlreiche Risiken birgt.

Ein typisches Beispiel: Ein Praktikant verschickt einen Brief und verwechselt dabei den Adressaufkleber. Im schlimmsten Fall landen sensible Unterlagen beim falschen Empfänger, was zu einer Datenpanne und einer Schmerzensgeldforderung führen kann.

Das Faxgerät, ein unterschätztes Risiko

Auch das Faxgerät, das in Zeiten von E-Mail und Cloud-Speicher oft als Relikt vergangener Zeiten belächelt wird, birgt nach wie vor Risiken. Ein falscher Eintrag im elektronischen Adressbuch, und schon werden vertrauliche Daten an den falschen Empfänger gefaxt.

Maßnahmen zur Vermeidung von Datenpannen:

  • Sensibilisierung der Mitarbeiter: Regelmäßige Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen sind unerlässlich, um das Bewusstsein für Datenschutz zu schärfen.
  • Klare Arbeitsanweisungen: Definieren Sie klare Prozesse und Arbeitsanweisungen für den Umgang mit personenbezogenen Daten.
  • Technische Schutzmaßnahmen: Setzen Sie auf technische Lösungen wie Verschlüsselung, Zugriffskontrollen und Datensicherungsmaßnahmen.
  • Datenschutz-Folgenabschätzung: Führen Sie regelmäßig Datenschutz-Folgenabschätzungen durch, um potenzielle Risiken zu identifizieren und zu minimieren.
  • Regelmäßige Kontrollen: Führen Sie regelmäßige Kontrollen durch, um die Einhaltung der Datenschutzbestimmungen zu überprüfen.

Fazit

Datenpannen sind ein ernstzunehmendes Risiko, das jedes Unternehmen betrifft. Durch eine Kombination aus organisatorischen und technischen Maßnahmen können Sie das Risiko jedoch deutlich reduzieren und sich vor teuren Konsequenzen schützen. Es ist wichtig, das Bewusstsein für Datenschutz im gesamten Unternehmen zu schärfen und klare Prozesse für den Umgang mit personenbezogenen Daten zu etablieren.


ÜBER DEN AUTOR

Autor

Erich Soraru

Erich Soraru ist Datenschutzbeauftragter (IHK) und Datenschutzauditor (DEKRA).

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